Ab Mittwoch, 20.05.09 findet im Theater im Pumpenhaus in Münster die Premiere von “Die Eröffnung” (produziert von Gloster Theater) statt. Weitere Vorstellungen gibt es im Theater im Pumpenhaus und im Theater im Depot in Dortmund.
Trennung, Erwürgung, Vergiftung: drei Wörter, eine Geschichte. Der vom Heimatdichter zum Theaterschwindler mutierte österreichische Stückeschreiber Peter Turrini zieht alle Register, fabuliert nach Herzenslust und lässt seine Figuren auf der Bühne nach Belieben sterben und wieder auferstehen: „Das Theater ist der einzige Ort, das Leben zu überleben.“ Genau nach dieser Überlebenschance verzehrt sich in seinem Stück „Die Eröffnung“ (Regie: Barbara Kemmler) ein junger Mann, der vor dem Leben und der Wirklichkeit auf der Flucht ist und Deckung sucht „in der schützenden Dunkelheit des Theaters“. In seinem Kunsttraum-Rausch glaubt er, alle Darstellungsformen, alle Rollen und alle Gefühle auf die Bühne bringen zu können – doch es eröffnet sich ihm das Nichts.
Ein Paradestück zur Eröffnung der neu gegründeten gloster! Theaterproduktionen des Münsteraner Schauspielers und Sprechers Carsten Bender. Gemeinsam mit der japanischen Tänzerin und Choreographin Tamami Maemura entwickelt gloster! einen bewusst-körperlichen Schauspielstil, der unter wechselnder Regie in ein bewegtes Sprach-Theater mündet, das mit bühnenwirksamen Kunstsprachen operiert.
Termine (alle im Pumpenhaus, außer wo angegeben):
Premiere: Mi 20.05. 20 Uhr
Do 21.05. 20 Uhr
Fr 22.05. 20 Uhr
Sa 23.05. 20 Uhr
So 24.05. 20 Uhr
Do 28.05. 20 Uhr
Do 04.06. 20 Uhr
Fr 12.06. 20 Uhr Theater im Depot, Dortmund
Sa 13.06. 20 Uhr Theater im Depot, Dortmund
Do 18.06. 20 Uhr
Do 25.06. 20 Uhr
Theater im Pumpenhaus
Gartenstraße 123
48147 Münster
Karten: 0251-233443
karten@pumpenhaus.de
13,- € / erm. 7,50 €
theater im depot
Immermannstraße 39
44147 Dortmund
Karten: 0231-9822336 (Anrufbeantworter)
ticket@theaterimdepot.de
AK 13 € / ermäßigt 8 €,
VVK 12 € / ermäßigt 7 €
ES SPIELEN Carsten Bender, Janina Blohm-Sievers
REGIE Barbara Kemmler
CHOREOGRAFIE Tamami Maemura
TEXTARBEIT Günter Rohkämper-Hegel
BÜHNE Verena Stamm, Verena Strosche
MASKE/ KOSTÜM Sabine Schubert
MUSIK Kai Niggemann
LICHT Volker Sippel
GRAPHIKDESIGN Thomas Barczyk
GEFÖRDERT VON der Stadt Münster
UNTERSTÜTZT VON KP&Z Werbeagentur GmbH
FOTO Kirsten Faust Pressestimmen: Die Westfälischen Nachrichten schreiben: (http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/muenster/kultur/1062561_Ohne_sie_wird_er_sterben.html)
Ohne sie wird er sterben
Carsten Bender fächerte mit Peter Turrinis „Die Eröffnung“ im Keller des Pumpenhauses die Facetten seiner Schauspielkunst auf, und Janina Blohm-Sievers half ihm dabei.Foto:
(Kirsten Faust)
Die nächsten Termine: 23., 24. und 28. Mai. Karten: Telefon 69 05 93.
Turrinis Stück ist kurzweilig, und so wird es auch von Barbara Kemmler in Szene gesetzt. Vom Handy-Freisprechanlagen-Verkauf im Bahnhof über das Theater bis in die Psychiatrie geht es Schlag auf Schlag. Dabei kommt keine Hektik auf, was auch an der Musik von Kai Niggemann liegt, der mit seinem beiläufigen Radio-Sound dem Monolog einen wohltuenden Parlando-Faden verleiht.
„Die Eröffnung“ von Turrini erzählt von einem Mann, der ständig ein neues Schauspiel eröffnet: Er verliebt sich in eine Frau, doch die oder er verändert sich. Und tschüss. Er kümmert sich um sein Kind, das sich nicht beruhigen lässt. Und tschüss. Er geht in ein buddhistisches Kloster, aber die Erleuchtung kommt nicht. Und tschüss. Dieser Mann ist eine permanente Eröffnung, dieser Mann kommt zu keinem Schluss. Von der Alltags- wechselt er in die Theaterrealität. Keine Wirklichkeit, nicht mal der Tod seiner Tochter, scheint ihn einholen zu können.
Die Absurdität dieser Rampen-Existenz des Mannes offenbart sich am Schluss. Denn der Mann wäre längst tausend Theater-Tode der Peinlichkeit und Panik gestorben, wenn Carsten Benders Kollegin nicht gewesen wäre: Janina Blohm-Sievers. Sie hält dem Mann als Universalhandlanger unermüdlich den Rücken frei. Sie ist die Souffleuse. Sie liefert (Theater)-Leben aufs Zeichen. Ohne sie droht Tod.
Das Theater „gloster!“ zeigt im Pumpenhaus Turrinis „Eröffnung“ als eine Parabel auf die Autonomie des Menschen, die Lächerlichkeit seines Anspruchs, die Welt kontrollieren zu können. Dabei ist jeder zweite Satz, den wir sagen oder denken, nur Einflüsterungen aus dem Dunkel zu verdanken. Der Rest ist Show.
VON GERHARD H. KOCK, MÜNSTER