Der Idiot von Fjodor Dostojewski
Regie: Andre Sebastian
Städt. Bühnen Münster
“Aufregende und packende Bühnenbearbeitung nach Dostojewskij” (Westfälische Nachrichten)
Das Stück
Am Mittwoch dem 12.04.06 (erster Abend “Heimkehr”) und Donnerstag den 13.06.06 (zweiter Abend “Finsternis”) gab es die Premiere des Theaterstücks “Der Idiot” in den Städtischen Bühnen Münster zu sehen.
Mit insgesamt fast 5 Stunden Spieldauer, 13 Schauspielern in 15 Rollen und einem unglaublichen Bühnenbild (Manfred Kaderk) und schöner Ausstattung (Anika Söhnholz) ist “Der Idiot” eine unglaublich dichte und unterhaltsame Inszenierung:
“Nackt liegt der junge Mann auf dem Boden, zart und verletzlich. Ausgestellt in einer Arena. Um ihn herum sitzt das Publikum zum Greifen nah. Die Löwen, die ihn zerfleischen werden, lassen nicht lange auf sich warten.
So frei und rein wie in dieser ersten Szene wird sich Fürst Myschkin dem Publikum nie mehr präsentieren. Denn kaum ist er bekleidet, endet für ihn die Reinheit des Menschseins und das böse Spiel mit Zynismus, Intrige, Leidenschaft und Macht beginnt.” (Sabine Müller, MZ 15.04.06)
Andre Sebastian (Regie) und Ralf Blase (Dramaturgie) haben eine eigene Theateradaption des Romans von Dostojevskij geschaffen. Die Bühnenmusik für die Inszenierung schrieb Kai Niggemann.
“Aufregende und packende Bühnenbearbeitung nach Dostojewskij” (Westfälische Nachrichten)
Regie: Andre Sebastian
Bühne: Manfred Kaderk
Kostüme: Anika Söhnholz, Manfred Kaderk
Sounddesign und Komposition: Kai Niggemann
Dramaturgie: Ralph Blase
Städtische Bühnen Münster, Spielzeit 2005/2006
Mitwirkende:
Christiane Hagedorn (Lisaweta Projowjewna Jepantschina)
Nora-Marie Horstkotte (Warwara Ardalionowna)
Stefanie Kirsten (Nastassja Fillipowna Baraschkowa)
Cornelia Niemann (Nina Alexandrowna Iwolgina/Fürstin Belokonskaja)
Carolin M. Wirth (Aglaja Iwanowna)
Frank-Peter Dettmann (Gawrila Ardalionowitsch)
Philip Gregor Grüneberg (Ippolit Terentjew)
Ilja Harjes (Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin)
Michael Holm (Lukjan Timofewitsch Lebedjew)
Johannes-Paul Kindler (Iwan Fjodorwitsch Jepantschin)
Francisco Medina (Parfjon Semjonowitsch Rogoschin)
Johann Schibli (Afanassij Iwanowitsch Tozkij/Antip Burdowskij)
Wendelin Starcke-Brauer (Ardalion Alexandrowitsch Iwolgin)
Stückinhalt:
Der Idiot
Der Idiot – Heimkehr
Der Idiot – Finsternis
In einer Theaterfassung von Andre Sebastian und Ralph Blase nach dem gleichnamigen Roman von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij
In der áœbersetzung von Swetlana Geier
Fürst Myschkin kehrt von einem langen Sanatoriumsaufenthalt aus der Schweiz, wo er wegen eines Nervenleidens behandelt wurde, nach Russland, St. Petersburg zurück. Dort trifft er auf eine intrigante und zynische Gesellschaft, die das Geld zum entscheidenden Wertmaßstab erhoben zu haben scheint.
Myschkin besitzt die Fähigkeit, offen, freundlich und unvoreingenommen auf seine Mitmenschen zuzugehen. Diese Eigenschaft, nicht nur das Wissen um seine Krankheit, lassen Myschkin in den Augen der anderen Figuren als “Idiot” erscheinen.
Die Leidenschaften entzünden sich an der Figur der Nastassja, die schon in sehr jungen Jahren von dem deutlich älteren Tozkij ausgehalten wurde und wohl auch dessen Geliebte war. Rogoschin, der eine große Erbschaft gemacht hat, will sie heiraten und bietet ihr viel Geld sie lässt sich auf diesen Handel ein. Die Aufrichtigkeit, mit der Myschkin ihr seine Liebe erklärt, hat eine fatale Dreiecksgeschichte zur Folge, in der Nastassja zwischen den Männern hin und her treibt. Auf der einen Seite steht Myschkins Güte und auf der anderen Rogoschins Rohheit und Gefährlichkeit, die Nastassja aber ebenfalls anziehen. Sie begreift sich als eine tragische Figur, die nie die Chance hatte, wirklich eine eigene Identität zu entwickeln. Sucht sie am Ende sogar den Tod in der Verbindung zu Rogoschin?
Dostojewskij zeigt eine Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet. Bevölkerungsschichten verlieren ihren Status, durch neue Geldgeschäfte entstehen neue Eliten und eine rebellische Jugend fordert neue Werte ein. Wert- und Moralvorstellungen drohen, sich in einer gottverlassenen und unberechenbaren Welt, vollends aufzulösen. So bietet “Der Idiot”, neben der packenden Handlung, Betrachtungen von gesellschaftspolitischer Relevanz, die eine interessante Perspektive für eine heutige Auseinandersetzung mit Dostojewskijs Roman versprechen.
Für diese Inszenierung ist eine eigene Textfassung erstellt worden. Die Fassung versucht der Romanvorlage mit einem besonderen Augenmerk auf epische Elemente gerecht zu werden. Anstatt lediglich “spielbare” Szenen herauszufiltern, werden Schwerpunkte auf zentrale Momente der Handlung gelegt. Dostojewskij folgte in seiner Schreibweise den Stimmen der Figuren. Dieses theatralische Moment der Figurenreden wird zu einem wichtigen Merkmal der Theaterfassung. So entsteht eine atmosphärisch dichte Erzählung, in deren Zentrum sich die Figur des “Idioten” Myschkin befindet.
(Text: Städtische Bühnen Münster)
Presse:
Sabine Müller, Münstersche Zeitung 15.04.06:
“Nackt liegt der junge Mann auf dem Boden, zart und verletzlich. Ausgestellt in einer Arena. Um ihn herum sitzt das Publikum zum Greifen nah. Die Löwen, die ihn zerfleischen werden, lassen nicht lange auf sich warten.
So frei und rein wie in dieser ersten Szene wird sich Fürst Myschkin dem Publikum nie mehr präsentieren. Denn kaum ist er bekleidet, endet für ihn die Reinheit des Menschseins und das böse Spiel mit Zynismus, Intrige, Leidenschaft und Macht beginnt.”
Westfälische Nachrichten:
“Aufregende und packende Bühnenbearbeitung nach Dostojewskij”
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